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Das Futterhaus... alle Vögel sind schon da...

Autorenbild: Jennifer WillertJennifer Willert

Aktualisiert: 2. Feb.


In der Winterzeit, beginnend Ende Oktober bis zum Monat April, füttere ich unsere heimischen Vögel. Dazu habe ich ein kleines Vogelhaus in einem Busch gegenüber meiner Wohnung aufgehängt. Drumherum baumeln an dicken, kargen Ästen ohne Schnee allerlei Knabbereien und andere Schmankerl für meine kleinen gefiederten Freunde. Kleine Meisenknödel, aber auch solche, die so groß sind, dass diese locker als Bowling-Kugel, vom Bowling-Center gleich um die Ecke, durchgehen könnten. Diese hängen freilich nur an besonders stabilen Ästen. Die panische Angst, es könnte sich einer der monströsen Futterbälle vom befestigten Zweig lösen und ein, durch Zufall darunter befindliches, Tier erschlagen ist immens. Außerdem im Futterangebot diverse Meisenringe, Futterstangen und andere, in Netzen verpackte, Nussmischungen. Mit einer Tasse Tee in der Hand stehe ich manchmal am Fenster und beobachte das emsige Treiben meiner immer hungrigen Freunde. Dabei durchströmt mich jedes Mal ein wahres Glücksgefühl und ich fühle mich wie ein Mensch, der durch sein beherztes Eingreifen die Welt ein kleines bisschen besser macht. ​In wohlwollender, ja herzerwärmender Stimmung stehe ich dann am Fenster und schaue auf das bunte Treiben im Vogelhaus.

An einem bitterkalten Tag, das Thermostat zeigt Minusgrade zerreißt ein fremder Laut die morgendliche Stille. Aus meiner meditativen Stimmung herausgerissen, schaue ich verwundert nach draußen. Alle Vögel sind verschwunden, stattdessen ertönt das gurrende Geräusch erneut. Ich trete näher an das Fenster heran und drücke meine Nase gegen die Scheibe. Da sehe ich SIE. Sie fallen über meine Futterstelle her, wie ein Schwarm ausgehungerte Vandalen. Ich zähle mindestens zehn Tauben, die sich mit lautem Gezeter und Gezänk, um die verbliebenen Körner auf dem Boden streiten. Eine einsame Kohlmeise sitzt auf einem Ast ganz in der Nähe und beobachtet mutig das rüpelhafte Benehmen der gefiederten Unholde. Alle anderen sind bereits geflohen.

"Nein! So haben wir nicht gewettet!", denke ich und Wut macht sich in mir breit.

Mit entschlossenem Schritt gehe ich in richtung Balkon, reiße die Tür auf und trete in die morgendliche Kälte. Mit wildfuchtelnden Armen und Sch...sch...sch- Geräuschen versuche ich die unverschämte Taubenbande zu vertreiben. Und es funktioniert! Mit hektischem Geflatter machen sich die Störenfriede aus dem Staub. Retten sich auf das Vordach des Nachbarhauses, oder fliegen auf einen, in der Nähe stehenden Baum."Das wäre geschafft!", denke ich und zufrieden mit mir und der Welt gehe ich zurück in meine Wohnung. 

Kurze Zeit später, ich bereite mir gerade in der Küche mein Frühstück vor, stelle ich mit größter Empörung fest, dass die Tauben wieder zurück sind. Mit gierigen und hackenden Bewegungen fressen sie in Höchstgeschwindigkeit meinen armen Vögelchen das Futter vor dem Schnabel weg.

„Das gibt es doch gar nicht!“, schnaube ich fassungslos und fuchtele mit beiden Händen vor der Fensterscheibe herum.

Ein kleines Kind, welches gerade gegenüber auf dem Spielplatz auf die Schaukel klettern will, rennt schreiend zu seiner Mutter. Aber auch die Tauben sind verschwunden.

Kurze Zeit später beginnt das Spiel von vorne. Mittlerweile scheinen die schlauen Tiere begriffen zu haben, dass mit mir nicht gut Körner essen ist. Eine vorgeschickte Taube soll auskundschaften, ob die Luft rein ist.

„Nix da!“, denke ich. „Dieses Manöver werde ich sofort im Keim ersticken.

Ich täusche vor auf den Balkon zu treten und schleiche mich dann vorsichtig aus der Wohnung, um wenig später mit Kampfgeschrei aus der Haustür zu stürmen. Ich registriere drei aufgeschreckte Tauben, die sich mit ein paar Flügelschlägen auf die Dachrinne retten und eine Mutter, die mich weniger erschrocken, dafür aber böse vom gegenüberliegenden Spielplatz anstarrt. Die Tauben sitzen mittlerweile in einer Reihe auf der Dachrinne unseres Hauses und schauen mit hämischen Blicken zu mir hinab.

„Ihr gefiederten Schweinebacken!“, rufe ich mit zornesrotem Gesicht nach oben. „euch krieg ich noch!“ dabei hebe ich drohend meine Faust.

Die Mutter vom Spielplatz verlässt fluchtartig das Gelände.

Danach habe ich einige Dinge zu erledigen und meine Feinde geraten kurzzeitig aus meinem Fokus. Dafür trifft mich am frühen Nachmittag bei einem Kontrollblick aus dem Fenster fast der Schlag. Eine der Tauben sitzt auf meinem Futterhaus. Sie hat sich kopfüber an einem herabhängendem Ast abgeseilt und versucht mit ihrem Schnabel an das Vogelfutter zu gelangen. Kurz bin ich beeindruckt über die akrobatische Höchstleistung der dicken Taube, aber gleich danach siegt die Empörung. Ich stürme auf den Balkon und werfe das erstbeste hinüber, was ich zu fassen bekomme. Eine kleine Porzellanfigur zerschellt mit einem lauten Plopp am Seitenteil des Vogelhauses und die Einzelteile landen im Umkreis von drei Metern auf dem Boden.

„Mit Verlusten muss man rechnen!“, denke ich, während mein Blick über die einzelnen Scherben der kleinen Vogelfigur schweift.

Wenigstens ist auch die Taube weg!

In der darauffolgenden Woche geht es so weiter. Es vergeht fast kein Tag, an dem ich nicht mitten unter dem Essen aufspringe, um am Fenster meinen täglichen Vertreibungstanz aufzuführen.

Meine Tochter schüttelt nur noch amüsiert ihren Kopf. „Du arme bemitleidenswerte Frau!“, sagt sie dann.

„Du verstehst das nicht!“, antworte ich ihr im Brustton meiner Überzeugung.

Muss mir aber eingestehen, dass es so nicht mehr weitergeht.

Vor meiner Wohnungstür herrscht Krieg. Seit Tagen getraut sich kein einziger Vogel mehr zur Futterstelle. Selbst die mutige Kohlmeise ist verschwunden.

Schweren Herzens gehe ich am nächsten Tag in den Baumarkt und kaufe ein weiteres Vogelhaus. Ein Großes, geräumig genug, dass ich auch eine dicke Taube darin bequem umdrehen kann. Ich stelle es in einiger Entfernung auf. Es dauert nicht lange bis die freche Taubenbande die Vorzüge des neuen Hauses erkannt haben.

Nun stehe ich am Fenster mit einer Tasse Kaffee in der Hand und beobachte beide Vogelhäuser. Der Vogelverkehr hat sich wieder normalisiert und alles geht seinen gewohnten Gang.

Ich atme erleichtert auf, nippe an meinem koffeinhaltigen Heißgetränk und denke: „ …


Was denke ich? Schreibt mir doch mal Eure Ideen in die Kommentare, über das Kontaktformular, oder WhatsApp

Ich freue mich :)


von Michi: und denke "Das wäre geschafft!"


von Matilda: und denke "Taube gut, alles gut!"


von Matthias: und denke "Einfach genial diese Idee!"

 
 
 

2 comentarios


Invitado
30 ene

Sehr gut geschriebene Blogs zum Schmunzeln. Weiter so 👍👍👍

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Brigitte
30 ene

...the show must go on.😊...🕊️🕊️🕊️

Editado
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